Kommersabend mit Marathonehrungen und Verdienstorden – Serkenrode feiert Gründungstag des Schützenvereins

Von Friedhelm Tomba

Das lange Leben war dem Geburtstagskind nicht anzumerken. Die St. Johannes Schützenbruderschaft Serkenrode 1818 e.V. präsentierte sich am Jubiläumstag als zukunftsorientierter Verein. Kein leichtes Spiel, wenn man zwei Jahrhunderte auf dem Buckel hat.

Am Freitag waren es auf den Tag genau 200 Jahre her, das der Landrat in Meschede Jahre her, das der Landrat von Meschede den „…etwa 100 ganz unbescholtenen Personen aus dem hiesigen Bezirk…“ erlaubte, den Zusammenschluss auf ordentlich auf Papier zu bringen. Übrigens: Die Genehmigung trat einen Tag nach dem ersten Schützenfest ein…

Die zweihundertste Auflage des Serkenroder Hochfestes ging bereits im Juni über die Bühne. Der zwei Kilometer lange Festzug, das zum Sonnenschirmpark umfunktionierte alte Bahnhofsgelände und die anschließenden Feierlichkeiten in und um der Schützenhalle herum avancierten sich zu einer organisatorischen Meisterleistung. Doch auch der eigentliche Ehrentag sollte gewürdigt werden. Dementsprechend veranstalten die Schützen am Freitag, 7. September, einen Kommersabend mit „Ehrungsmarathon.“ Georg Schmitt-Degenhardt konnte als Vorsitzender der Jubiläumsgilde neben Majestäten, Schützen, Ehrengästen, Dorfbewohnern und Musikern auch die Abordnungen aus den Nachbarvereinen Fretter, Schönholthausen/Ostentrop, Kückelheim und Salwey begrüßen. Allerdings war der erste Paukenschlag recht früh terminiert: Zum Startschuss um 18 Uhr standen noch viele „Partygänger“ im Arbeitsleben, so dass das Szenario mit leichter Verspätung startete.

Schmitt-Degenhardt betonte in seiner Eröffnungsansprache, die wie alle weiteren Reden „besucherfreundlich“ kurz und knapp gehalten wurde, die Bedeutung der Worte „Glaube, Sitte, Heimat.“ „Die Tradition hat sich wie ein roter Faden durch die Vergangenheit gezogen und den Menschen Kontinuität vermittelt. Dabei bedeutet Tradition nicht das Festhalten an Altem, Überholtem, sondern viel mehr Weltoffenheit und Modernität, ohne unsere Grundwerte vergessen. 200 Jahre Zusammenhalt in einem Verein geht nur, wenn man sich der Zukunft nicht verschließt, aber dabei die Grundwerte von Glaube, Sitte, Heimat nicht vergisst.“

Finnentrops Bürgermeister Dietmar Hess bugsierte die Ortschaft an die Spitze der Gemeinde. „Serkenrode hat von je her für die Gemeinde eine große Bedeutung.“ Hess erinnerte daran, dass es einmal die „Amtsverwaltung Serkenrode“ gab; noch heute erinnert das alte Amtshaus an der Fretterstrasse 9 an die Zeiten. Bis zur kommunalen Neuordnung 1969, der Geburtsstunde der Gemeinde Finnentrop, war Serkenrode 126 Jahre Verwaltungssitz. „Serkenrode ist zu einem Vorzeigeort für die Gemeinde Finnentrop geworden. Das jährliche Schützenfest ist ein Ort der Begegnung für alle Teile der Bevölkerung, der Zusammenhalt und Miteinander im Ort fördert.“

Die Grußworte des Sauerländer Schützenbund kamen vom Bundesgeschäftsführer Wolfram Schmitz, der den Part stellvertretend für Bundesoberst Martin Tillmann übernahm. Der ging zunächst auf das aktuelle Geschehen in Chemnitz ein. „Wenn ich sehe, wie die braune Soße in Chemnitz hochkommt, dann kann ich nur rufen: Wehret den Anfängen!“ Neben den obligatorischen Gratulationsworten, mahnte er auch die Politik die Ausübung von Ehrenämtern nicht durch weltfremde Vorschriften zu erschweren. „Der Staat kann es sich nicht leisten, auf Schützenvereine zu verzichten.“

Pastor Raimund Kinold war es als Pfarrverbundleiter vorbehalten, die Glückwünsche der Kirche zu überbringen. Der Geistliche aus Finnentrop erinnerte an das Leben und Wirken des Patrons vom Schützenverein und verpackte seine Botschaft in humorvolles Gewand. „Johannes der Täufer war alles andere als der Prototyp eines typischen Sauerländer Schützenbruders. Schließlich war ihm vorausgesagt, dass er keinen Wein und andere berauschenden Getränke trinken werde.“ Logisch, dass ein Großteil der Kommersabendbesucher „in diesem Fall“ sich von den Grundwerten des Heiligen distanzieren. Kinold erinnerte aber auch daran, dass Johannes sein Leben auf das Fundament des Glaubens ausgerichtet hatte und dass man sich heute fragen müsse, ob der Glaube noch alltagstauglich ist. „Der Schützenverein kann helfen, dass die Kirche in Serkenrode im Ort bleibt. Wir als Kirchengemeinde sehen uns als starker Partner des Schützenvereins.“

Kreisoberst Markus Bröcher richtete in seiner Rede einen Appell an die amtierenden Serkenrode Majestäten Christian König und Lars Munkelwitz: „Wir haben bald Kreisschützenfest. Kreisschützen-oder Kreisjungschützenkönig im 200jährigen Jubiläumsjahr – das wäre doch was. Überlegt es Euch!“
Als Vertreter der Gemeinde Finnentrop im Kreisvorstand bedankte sich Uli Brömme nochmals bei den Verantwortlichen für die „beispielhafte Durchführung“ des Jubiläumsfestzuges im Juni. „Ihr habt einen guten Vorstand. Aber dahinter stehen auch gute Schützenbrüder, die gerne mitmachen.“

Der Mann aus dem Landtag in Düsseldorf war mit einem großen Schalk im Nacken angereist. „Mehr Glaube, Sitte, Heimat als in diesem Sommer hatte ich noch nie.“ Jochen Ritter, der den Kreis Olpe seit 2017 in der nordrheinwestfälischen Landespolitik vertritt, geht mit einer gewissen Lässigkeit ans Werk und bringt nicht nur das politische Geschehen locker rüber. Der Gewinner des Wahlkreises 128 wuchs in Ostentrop auf und hat auch in Serkenrode einige „Lebenserfahrungen“ gesammelt. „Ich erinnere mich an die Fußballspiele auf dem alten Rasenplatz des Ortes. Ich trug und spielte mit der Nummer vier, halb Mensch und halb Tier.“ Lacher und Applaus tun Politikern gut.

Die Wortbeiträge wurden von Musikstücken des Blasorchesters St. Peter und Paul Eslohe und des „hauseigenen“ Tambourkorps aus Serkenrode aufgelockert. Da auf dem Schützenfest die obligatorischen Ehrungen ausfielen, gab es nun auf dem Kommersabend einen wahren Marathon aus Auszeichnungen. Reinhold Hesse, Werner Hüttemann, Meinolf Schörmann, Siegbert Schulte, Bernd Schulte, Harald Wicker, Josef Schneider und Ludger Reuter gehören dem Verein seit 40 Jahren an. 60 Jahre Schützenbrüder sind Hubert Gabriel und Karl Heinz Meckeler; Albert Schulte ist seit 70 Jahren dabei. Als Jubelkönige wurden Siegbert Schulte (25 Jahre) und Arnold Korte (40 Jahre) geehrt. Heinrich und Maria Schmidt-Holthöfer kamen auf die Bühne, weil das Paar aus Ramscheid vor 25 Jahren den Verein als Kaiserpaar anführte.

Dach den „vereinsinternen“ Ehrungen ging es eine Etage höher. Orden für Verdienste um das Schützenwesen bekamen Josef Epe, Michael Alexander, Karl Eickelmann, Lothar Koch und Matthias Bertels. Hans Georg Deiters, Reinhard Schulte und Matthias Schmidt-Holthöfer wurden mit dem Orden für besondere Verdienste ausgezeichnet. Kreisoberst Markus Bröcher hatte aber noch mehr Orden und Urkunden mitgebracht. Georg Schmitt-Degenhardt wurde wegen seiner besonderen Verdienste um das Schützenwesen geehrt.

Das es dann noch eine Etage höher gehen würde, war die Überraschung des Abends. Der Kreisoberst lüftete das Geheimnis. „ Manfred Schmitt-Degenhardt wurde 1992 zum ersten Vorsitzenden gewählt. 1994 regierte er als Schützenkönig; 2001 erhielt er den Orden für Verdienste. 2006 bekam er den Orden für besondere Verdienste; 2007 gab Manfred den Vorsitz ab und wurde zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Von 2008 bis 2013 war er Kaiser der Schützenbruderschaft und seit 2015 sitzt Manfred im Redaktionsteam der Jubiläumschronik. Daher erhält er nun Orden und Urkunde für hervorragende Verdienste um das Schützenwesen.“

Nach den obligatorischen Marschklängen der „Alten Kameraden“ ging die Dank-und Auszeichnungsrunde weiter. Matthias Schmidt-Holthöfer, Thorsten Schulte, Georg Schmitt-Degenhardt, Peter Schmidt, Siegbert Schulte, Werner König, Manfred Schmitt-Degenhardt, Matthias Bertels und Alfons Henke bekamen ihr „Dankeschön“ für das Erstellen der 300 Seiten Vereinschronik. Bevor sich die Schützenhalle in einen Tanzsaal verwandelte, wechselten 1000 Euro den Besitzer: Der Schützenverein bedankte sich mit der Geldspende für den unermüdlichen Einsatz des Tambourkorps Serkenrode, die nicht nur an den Schützenfesttagen kostenlos im Ort aufspielen.

 

 

 

Fotos: Friedhelm Tomba