Hexenstein

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Im Volksmund wurde der Hexenstein auch als Predigten- und Opferstein bekannt. Tatsache ist, daß die Menschen im Frettertal schon seit vielen Generationen mit seiner/seinen Geschichten leben. Wieviel jedoch der Wahrheit entspricht, bleibt ein Geheimnis.

Der Stein ist etwa 1,15 x 1,40 m groß und mit 25 cm Höhe eher flach. Auf ihm befinden sich kreisförmige, unregelmässige Vertiefungen, deren Formen die Sage zu bestätigen scheint. Er liegt an dem sgn. „Totenweg“, ein Höhenweg zwischen Wormbach und Soest, zwischen den Ortschaften Ramscheid, Dormecke und Schöndelt.

Nachfolgend werden drei Versionen erzählt.

Der Predigtstein bei Serkenrode

(Quelle: Sagen des Sauerlandes, Grobbel-Verlag, Fredeburg, Herausgegeben von Dr. Magdalene Padberg)

Steigt man von Serkenrode zur Höhe empor, um über Ramscheid nach Obermarpe zu gelangen oder auch um nach Dormecke zu gehen, so sieht man inmitten einer Tannenpflanzung eine einsame Buche ihre weittragenden Äste schirmend über einen mächtigen Stein ausbreiten. Er mißt bei eineinhalb Meter Länge fast eine gleiche Breite und eine Dicke von einem Viertelmeter.
Ehedem zog die Prozession von Serkenrode hier hinauf und machte unter der einsamen Buche halt. Über dem „Priärgestein“ ward ein kleiner Altar zum Segen errichtet, und da hier auch die Predigt gehalten wurde, steig der Geistliche auf den Stein, während das lauschende Volk sich rings im Schatten der Buche niederließ. So erhielt der Stein im Volksmund den Namen „Priärgestein“.
Als die Prozession nicht mehr hier hinaufzog, vereinsamte der altersgraue Stein immer mehr, bis ein Bauer aus Dormecke ihn zu praktischen Zwecken ausersah. Er packte ihn hinter ein Pferdegespann, schleifte ihn hinunter nach Dormecke und brachte ihn als Schwellenstein vor seinen Kuhstall.
Doch diese Entweihung sollte schlimme Folgen für den sparsamen Bauern zeigen. Als sein Kind hinüberschritt, sank es mit dem Fuß ein und brach sich ein Bein. Dasselbe geschah mit einer Kuh und einem Kalb. Sogar einem stolzer Gockel ereilte dieses Schicksal.
Der erschrockene Bauer aber spannte alsbald – bei kluger Erkenntnis der Strafe für seinen Frevel – ein Pferd vor den entweihten Stein und schleifte ihn wieder an seine alte Stelle. Heute noch liegt er dort und trägt sichtbar die Spuren des eingedrückten Hufes der Kuh, des Kalbes, den Abdruck des Kinderschuhs und dem des Hahnes.

Der Hexenstein bei Marpe

(Quelle: wie oben)

In einem Wald bei Marpe fand ein Landwirt einen eigenartigen, breiten und niedrigen Stein. Er lud in auf seinen Karren und brachte ihn nach Hause, damit er vor dem Hauseingang als Treppenstein diene.

Schon bald gewahrte man seltsame Eigenschaften an dem Stein. Schritt ein Mensch hinüber, so schien der Stein unter seinem Tritten zu Gummi zu werden. Man schwankte darauf hin und wer wie auf einem unsicheren Kahn. Trat eine Kuh oder eine Ziege darauf, so sanken die Hufe tief ein, als sei der Stein von weichem Lehm. Selbst Hund und Katze scheuten hinüber zu schreiten, weil sie wie von unsichtbarer hand empor geschnellt wurden.

Da wurde den Hausbewohnern angst und bang vor der Zaubermacht des Steines, und sie entschlossen sich, ihn sofort zu entfernen. Doch lange widerstand er allen Kraftanstrengungen, indem er immer wieder den Händen entglitt und sich vor die Schwelle legte. Nach vieler Mühe brachte man ihn endlich in den nahen Wald. Heute noch liegt er dort, und auf ihm sieht man deutlich die ausgeprägten Fußstapfen der verschiedenen Tiere, die auf ihn getreten sind.

      

Der Predigtstein

(Quelle: Chronik von Serkenrode / Verfasser: Günther Cremer)

Auf dem „Heidfeld“, einem Höhenzug zwischen Serkenrode, Marpe, Dormecke im Osten und Schöndelt im Süden, liegt in Höhe von 540 m ein fast quadratischer Stein. Der Stein wird Predigt-, Hexen- oder auch Opferstein genannt. Er ist 1,08 m x 1,36 m groß und auffallend flach, etwa 25 cm dick. Der Liegeplatz heißt laut Grundbuch bzw. amtlichem Kataster „Auf den Totenbrüchen“. Das Nachbargrundstück heißt „Am Predigtstein“.

In einem Findbuch der Kath. Kirchengemeinde St. Georg, Schliprüthen ist der Stein 1514 genannt und als Predigtstein bezeichnet. Im Volksmund ist folgende Sage bekannt und in dem Büchlein „Sagen aus Westfalen“ von Prof. Dr. Wilh. Dege veröffentlicht:

„Ein findiger Dormecker Bauer hat in der Vorzeit den Stein vom Heidfeld geholt und vor seine Stalltür gelegt. Es war ein alter heidnischer Opferstein. Doch das wußte der Bauer nicht. Trat ein Mensch darauf, so war es, als wenn der Stein unter dem Tritt zu Gummi würde und sank ein, ebenfalls eine Kuh, ein Schaf, ein Hahn und ein Kalb. Da wollte niemand mehr mit dem unheimlichen Stein zu schaffen haben, und man brachte ihn zu seinem alten Platz im Wald auf dem Heidfeld. Da liegt er noch heute. Die Fußstapfen der verschiedenen Tiere, der Magd und des Kindes sind noch heute zu sehen. Mit vier Pferden hatte man ihn hinunter geholt und mit nur zwei brachte man ihn zurück.“

In der Vorzeit sind die  Toten aus dem Raum Sundern, Hellerfeld, Schliprüthen und Serkenrode am Predigtstein vorbei nach Wormbach gebracht worden. Die Angehörigen von armen Leuten sollen bereits am Predigtstein beerdigt worden sein, weil sie den Hafer für die Pferde nicht aufbringen konnten.

Nach der Wormbacher Zeit wurden Wetter- bzw. Bittprozessionen zum Predigtstein gehalten. Der jeweilige Geistliche soll auf dem Predigtstein stehend die Predigt gehalten haben. Lehrer Ferdinand Rath (1877 – 1924) schreibt in seinem Gedicht über den Predigtstein, daß dort in der ‚Hexenzeit‘ Hexen verurteilt und auf dem Hesenberg verbrannt worden sein sollen. Die Bezeichnung ‚Hexenstein‘ stammt scheinbar aus dieser Zeit.

Der alte Schmied Franz Spreemann aus Fretter soll beim Predigtstein mit der Wünschelrute Grabstellen gefunden haben. Professor Heinz Kaminsiki aus Bochum deutet die Fußstapfen im Stein als Einbuchtungen, die von Menschenhand eingemeißelt wurden. In diese Grübchen wurden Opfergaben hineingelegt, die den Ablauf des Opferrituals der Germanen bestimmten. Es ist anzunehmen, dass der Opferstein bereits 4000 Jahre dort liegt. Daß unser Raum zur germanischen Zeit besiedelt war, beweisen die Steinzeitfunde aus Fehrenbracht.

Die Grabstätten am Stein deutet Prof. Kaminski so, daß in der Nähe der germanischen Kult- und Opferstätten Tote beigesetzt wurden. Die Beisetzung erfolgte so, daß der Tote in die aufgehende Sonne blickte, also mit den Füßen nach Osten.  Dieser Brauch wurde von den Christen übernommen und noch heute in unserer Heimat praktiziert.

 Am Predigtenstein stand eine jahrhundertealte Buche, die im Herbststurm 1981 umstürzte. Familie Cremer pflanzte dort einen neue Buche, die im Jahr 1988 schon frisches Grün trug. Leider dann aber von Kyrill – wie viele Bäume dort oben auf der Höhe  – umgeknickt wurden.

 

Der Hexensten im Wandel der Zeiten:

Hexenstein 2006 (vor Kyrill), Fotograph: Eckard Sieg
Hexenstein Februar 2006 (vor Kyrill), Fotograph: Eckard Sieg
Hexenstein 2006 (vor Kyrill), Fotograph: Eckard Sieg
Hexenstein Februar 2006 (vor Kyrill), Fotograph: Eckard Sieg

Fotos: Hildegunde Loth

 

Wanderempfehlung „Hexensteinweg“

Rundwanderweg S7

Im oberen Frettertal haben wir 7 gekennzeichnete Wanderwege, die von der SGV Wanderabteilung Serkenrode unterhalten werden. Die Zuwegung zum „Sauerland Höhenflug“ liegt in unmittelbarer Nähe.

Wir empfehlen den 8,3 km langen „Hexensteinweg“ mit der Markierung S7.

Der beste Start für den Hexensteinweg ist die Wanderwegetafel in Serkenrode am Landgasthof Schmitt-Degenhardt. Direkt hier befindet sich auch die Bushaltestelle der Linien R81 und L531. Für die Anreise mit dem PKW empfiehlt sich als Parkplatz der Dorfplatz an der benachbarten Kirche.

Der Weg führt zunächst bergan zum Hesenberg, von wo der Wanderer eine erste wunderschöne Aussicht auf Serkenrode und das obere Frettertal geniessen kann. Durch Fichten- und Buchenwälder geht es weiter bergauf zum „Hexenstein“, auch „Predigtstein“ genannt. Der sagenumwobene „Hexenstein“ war im Mittelalter Anlaufstelle von Wetter- und Bittprozessionen, die hier endeten.

Über das Heidfeld, einem Höhenzug zwischen Serkenrode und Dormecke, führt der Weg mit herrlichen Ausblicken auf das untere Frettertal über den kleinen Ort Ramscheid zum  Ausgangspunkt zurück. Das Höhenprofil umfasst Auf- und Abstiege von jeweils 220 Meter. Eine Einkehrmöglichkeit gibt es am Ausgangspunkt im Landgasthof Schmitt-Degenhardt.

Text: Alfons Henke, März 2017

Artikel im WOLL Magazin Ausgabe März 2022

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