Alles hat ein Ende

Seit 14.01.2023 12.00 Uhr haben Schulten nach 90 Jahren für immer geschlossen.

Es waren jetzt viele Wochen, in denen wir Einwohner uns darauf vorbereiten konnten, dass Schulten Mitte Januar die Türen für immer schließen werden. Und natürlich ist der Entschluß von Bernd und Marita mehr als Nachzuvollziehen, wenn man ein wenig von den Beweggründen dafür weiß. (so haben sich dabei z.B. die Großhandelskonzerne nicht mit Ruhm bekleckert.)

Wofür „Schulten“ über diese vielen Jahre stand, ist nicht nur mit „Lebensmittelgeschäft“ zu bezeichnen. Schulten waren der Marktplatz, Treff- und Dorfmittelpunkt schlechthin. Neben der Nahversorgung von Lebensmitteln, Getränken, Tierfutter, Hygieneartikel, Schreibwaren, Zeitschriften und Kleinstartikeln waren Schulten aktiv am Dorfleben beteiligt durch „Informationsaustausch“ und z.B. dem Verkauf von Eintrittskarten, dem Führen von Kuchen- oder Teilnahmelisten der Vereine, Aushängen von Plakaten und Informationen – und sovielem mehr.

Es ist eine riesige Lücke, die sich hier nun aufgetan hat. Aber wie Werner König u.a. in seinem Text (siehe unten) verdeutlicht und beim Namen nennt, das Dorf hat so einige „Reduzierungen“ im Laufe der Zeit erleben müssen und irgendwie auch alles bewältigt.

Die Serkenroder Dorfgemeinschaft und die Vorstände der ortsansässigen Vereine haben sich am letzten Tag gemeinsam bei „Schulten“ und den Mitarbeiterinnen bedankt! Die Fotos hat Werner König gemacht.

Für den neuen Lebensabschnitt von Marita und Bernd von Herzen alles Gute!

Eine Ära ging zuende: Das Geschäft Schulte schloss Ende 2022

Sehr schnell hatte es sich rumgesprochen, im Dorf und in der Umgebung: „Schulten“ machen Schluss. Ende des Jahres. Leider, leider! Es war so schön, mal eben nach Schulten zu gehen und das zu holen, was einem gerade fehlte. Für die meisten Dorfbewohner/innen von Serkenrode war das zu Fuß zu machen, oder auch mit dem Fahrrad. Für die etwas entfernter Wohnenden (auch aus den Nachbardörfern) gab es genügend Parkplätze für die PKWs. Und im Geschäft gab es (fast) alles, was man zum Leben brauchte. Marita und Bernd Schulte, das Inhaber-Ehepaar, brachte das im Schaufenster immer mal wieder geschickt auf den Punkt, mit dem schönen Plakat: „Wir haben alles, was Sie brauchen, was wir nicht haben, das brauchen Sie auch nicht!“ Besser kann man kaum ausdrücken, wie breit das Angebot in diesem Geschäft war, vom Fleisch bis zum Schuhriemen…..

Seit mehr als 90 Jahren gibt es das Geschäft Schulte. Gegründet wurde es 1932 von Elisabeth Schulte (und ihrem Mann Albert), weitergeführt dann von deren Sohn Albert Schulte und seiner Frau Christhilde, und seit 1991 nun schon geleitet von deren Sohn Bernd Schulte und seiner Frau Marita. Wegen der geplanten gravierenden Veränderungen in der REWE-Lieferkette sehen sich Bernd und Marita Schulte gezwungen, schon kurz vor Erreichen des Rentenalters das Geschäft aufzugeben. Bei den großen Handelskonzernen zählen wohl nur noch große Geschäfte und Supermärkte. Die vierte Generation in der Führung des Ge-schäfts wird es nicht geben, weil die Kinder von Marita und Bernd Schulte sich beruflich anders entschie-den haben.

Seit vielen Jahren gibt es in Serkenrode den Arbeitskreis „Unser Dorf hat Zukunft“, etwas präziser ausge-drückt „Serkenrode hat Zukunft“. Mehrmals hat dieser Arbeitskreis, zusammen mit dem ganzen Dorf, in den letzten Jahren am Gemeinde- und Landes- und Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ teilge-nommen, und zwar mit Erfolg: es wurden einige Preise gewonnen. Bei der Darstellung der positiven Sei-ten unseres Dorflebens wurde das Geschäft Schulte immer besonders hervorgehoben, als wichtiger Kom-munikations-Mittelpunkt. Denn neben dem Angebot von Lebensmitteln und Getränken und vielen anderen Gebrauchsgegenständen diente das Geschäft auch als Anmeldestelle für Ausflüge, Veranstaltungen, Feste, Versammlungen usw., ebenso als Annahmestelle für Reinigungen, Wäschereien, Bankgeschäfte, Postdienste (z.B. Briefmarkenverkauf) u.a. Es gibt im Dorf mehr als 20 Vereine und Arbeitskreise, und fast alle haben das Geschäft Schulte im Lauf der Jahre als Anlaufstelle genutzt. Und beim Einkaufen trafen sich dort oft Dorfbewohner/innen oder Besucher/innen, die sich längere Zeit nicht gesehen hatten. „Bei Schulten“ wurde zum festen Begriff, „Schulten“ waren wirklich der Kommunikations-Mittelpunkt von Serkenrode.

Hat unser Dorf jetzt noch eine Zukunft? Das fragt sich sicher nicht nur der Arbeitskreis, der die Zukunft in seinem Namen trägt. Das fragen sich auch die vielen Vereine und Gruppen, das fragt sich (fast) jede/r im Dorf und in den Nachbardörfern. Natürlich wissen sie alle, dass es viele gleich große oder sogar größere Dörfer gibt, die schon lange kein Geschäft mehr im Ort haben und die trotzdem auf eine gute Zukunft hoffen. So bleibt uns also die Hoffnung, dass das auch in Serkenrode möglich ist.

Ein kurzer Blick in die Vergangenheit unseres Dorfes macht allerdings nachdenklich: Es gab mal zwei Le-bensmittelgeschäfte in Serkenrode (Schulte und Hermes/Henn), es gab mal einen Bäcker (Kersting), es gab mal drei Gastwirtschaften (Lukes, Schmiers und Degenhardts: LSD; heute noch eine: Schmitt-Degen-hardt), es gab mal einen Schuhmacher (Albert Stiesberg), es gab mal zwei Schmieden (Karl Hanses und Hans Stiesberg), es gab mal ein Pfarrbüro (jetzt in Finnentrop), es gab mal ein Pfarrvikarie-Gebäude mit Bücherei (jetzt „Josefshaus“ mit Gruppe Sophia), es gab mal ein Amt Serkenrode (von 1842 bis 1959, seitdem in Finnentrop) mit drei Gemeinden (Schliprüthen, Schönholthausen, Oedingen), es gab mal ein Amtsgebäude (1909/1910 gebaut, jetzt 9 Wohneinheiten), es gab mal ein Lebensmittelwerk (Kunsthonig, Margarine u.a., heute Schreinerei Geueke und Kfz-Werkstatt Maag und Kaiser), es gab mal einen Bahnhof, eine Bahnmeisterei und eine Bahnstrecke (von Finnentrop nach Meschede, heute Sauerland-Radring), es gab mal (von 1902 bis 1971) eine Bäuerliche Bezugs- und Absatz-Genossenschaft mit Büro in Serkenrode, mit Lagergebäuden an den Bahnhöfen in Serkenrode und Fretter (heute in Attendorn), usw.

In fast allen Dörfern lief das ähnlich! Wie wird das weitergehen? Gibt es eine langfristige Zukunft für die Dörfer, für unser Dorf? Wir wollen die Hoffnung auf eine gute Zukunft nicht aufgeben.
Den Eheleuten Marita und Bernd Schulte und ihrem gesamten Mitarbeiterinnen-Team wünschen wir eine gute Zukunft bzw. einen schönen (und evtl. auch aktiven) Ruhestand! Und wir sagen ihnen ein herzliches „Danke“!

Am Samstag, 14.1.2023 haben viele Vertreter/innen der Serkenroder Gruppen / Vereine / Institutionen ihren Dank an Marita und Bernd Schulte und an alle ihre Mitarbeiterinnen mit einem kleinen Geschenk und vielen guten Wünschen zum Ausdruck gebracht.

Im Namen des AK „Serkenrode hat Zukunft“: Werner König