Text: Friedhelm Tomba
Vor 100 Jahren schlug die Geburtsstunde des Tambourkorps Serkenrode. Maßgebliche Wegbereiter waren Kaspar Reuter und Josef Becker, der reichlich Erfahrung aus der „Becker`schen Kapelle“ mitbrachte.
Der Zusammenschluss war vor dem ersten Weltkrieg im Sauerland Garant für flotte Stimmungsmusik. Der Krieg bereitete jedoch der Kapelle ein schleichendes Ende. Da Musik im Ort aber weiterhin Trumpf sein sollte, formierten sich in Serkenrode einige junge Männer zu einem Tambourkorps.
Kaspar Reuter erlernte von einem Freund aus Bracht das Flötespielen und brachte die Notenwelt im oberen Frettertal ins Rollen. Ungeahnte Unterstützung kam aus Fretter, denn der dortige Spielmannzug löste sich zeitgleich auf und einige Männer wechselten zum neuen Zusammenschluss bachaufwärts zum Nachbarort Serkenrode.
Damals ahnte man sicher nicht, was für ein Aushängeschild sich aus der Gründungsversammlung entwickeln würde: Die Musiker aus dem 800 Einwohnerort haben sich in den 100 Jahren nicht nur durch die musikalische Mitgestaltung auf Schützenfesten im Kreis Olpe und Hochsauerlandkreis eine klangvolle Visitenkarte angefertigt.
Seit den 50erJahren dürfen sich die Musikanten auch offiziell „Spielmannzug der Freiwilligen Feuerwehr des Amtes Serkenrode“ (der heutigen Gemeinde Finnentrop) nennen. Ein Novum weist sicher die „Entlohnung“ auf dem hauseigenen St. Johannes Schützenfest auf: Seit 1948 spielen die Mitglieder des rüstigen Jubilars jedes Jahr an drei Tagen völlig kostenlos vor der eigenen Haustür auf. Zahlreiche Wettstreite nach Noten begleiten den 100jährigen Zusammenschluss, Höhepunkt war 1960 das Gipfeltreffen von 32 Vereinen in Münster. Unter der Leitung von Kaspar Reuter hamsterten die Serkenroder in allen fünf möglichen Kategorien den ersten Preis ein.
Zum Ende der 60er Jahre präsentierte sich die damals noch reine Männerwelt jedoch eher „lustlos“, die Übungsabende waren nur spärlich besucht. Tiefpunkt der Auftrittsreihe war das Erntedankfest 1970, als man mit gerade mal sieben Spielleuten durch den Ort marschierte.
Doch dann kam die Wende: 1972/73 fand eine gravierende „Verjüngungskur“ statt, die dem Verein mehr als eine neue, erfolgreiche Marschrichtung geben sollte. Erstmals traten weibliche Musikanten in den Verein ein. Mit Alfons Reuter, Christoph Hoberg und Karl Hesse prägten drei zukunftsweisende Ausbilder nun die Notenwelt des Tambourkorps. Günther Cremer stand als Chef an der Spitze im Outfit des modernen Erscheinungsbildes.
Tambourmajor Kaspar Reuter „arbeitete“ damals allerdings an der Zerstörung seines eigenen Denkmals: Der Gründungsvater stellte sich gegen das Mitwirken der jungen Musikanten und wollte die Nachwuchskräfte nicht zum Feuerwehrfest nach Oedingen mitnehmen. In einer Krisensitzung konnten sich die erfahrenen Musiker Günther Cremer, Hubert Kathol, Josef Reuter und Karl Hesse gegen ihren Chef durchsetzen und marschierten kurzerhand doch gemeinsam mit den jungen Heranwachsenden im Festzug auf. Unvergessen bleibt auch die Diskussion, ob männliche Vereinsmitglieder mit langen Haaren mitmarschieren dürfen. Auch nach dieser Aussprache musste der legendäre Kaspar Reuter, der 50 Jahre mit dem Tambourmajorstab vorneweg marschierte, klein beigeben.
1974 begann mit der Teilnahme an einem Wettbewerb in Dotzlar eine erneute Serie erfolgreich absolvierter Musikwettstreite.
Nach dem Tod von Kaspar Reuter 1983 rückte Alfons Reuter als Tambourmajor und Vorsitzender nach und intensivierte den frischen „Sound“, der nach wie vor Bestand hat. Die 55 aktiven Frauen und Männer im Alter zwischen 14 und 84 Jahren sind eine verschworene Gemeinschaft, die sich durchaus mal gerne gemeinsam mit Planwagen zu den Auftritten bugsieren lassen. Nach (un)bestätigen Meldungen gingen aus den fröhlichen, musikalischen Stelldicheins auch schon einige Beziehungen hervor.
Mit Stefanie Alexander, Ludger Schmidt und Alexander Koch stehen drei Tambourmajore aus der Eigenwuchsabteilung zur Verfügung, Pascal König und Stefanie Alexander geben als Einübungsleiter die Marschrichtung vor. Als Vorsitzender hält Martin Schneider seit 2018 das Ruder in der Hand.
Die Jubiläumsfeier zum 100jährigen Bestehen beginnt am Samstag, 13. April, um 17 Uhr mit einem Festzug durch das Dorf – acht Musikvereine und vier Schützenvereine haben ihre Teilnahme zugesagt. Ab 18 Uhr liegt die Musikausführung in den Händen des Musikverein Dünschede. Nach der Repetaler Formation schalten die Dünscheder den Partymodus ein, der nicht nur den Mitgliedern des Jubilars durch die alljährliche Schützenfestgestaltung bestens vertraut ist.